Richtig gehen – Der Bewegungsablauf

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Kleinkinder lernen im Alter von etwa einem Jahr zu gehen. Bis dahin bewegen sie sich in erster Linie auf allen Vieren. Der aufrechte Gang sorgt seit Millionen von Jahren für die Anpassung unseres Bewegungsapparats. Wahrscheinlich hat die veränderte Lebensweise unsere Vorfahren dazu gezwungen, sich auf die Hinterbeine zu erheben. In der offenen Steppe kann Weitblick lebensnotwendig sein. Wer einen Fressfeind nicht rechtzeitig kommen sieht, fällt ihm leicht zum Opfer. Aber auch Beutetiere lassen sich von einem erhöhten Punkt aus wesentlich besser ausmachen. Die Evolution feilt seitdem daran, den Menschen für diese Art der Fortbewegung zu optimieren. Vor allem die untersten drei Gelenke spielen beim Laufen eine Rolle. Sprunggelenk, Knie und Hüfte sind bei jedem Schritt im Einsatz, aber auch die Wirbelsäule und große Teile unserer Muskulatur spielen mit. Richtig gehen, der Bewegungsablauf der von der Natur vorgesehen wurde, ist heute nicht mehr so einfach, wie man annehmen sollte. Der Grund dafür könnte der technische Fortschritt und das Bestreben, das Gehen möglichst schonend zu gestalten sein.

Richtig gehen

Erwachsene Menschen setzen beim Gehen zuerst die Ferse auf. Die Diskussion, ob der Ballengang, also das Aufsetzen des Fußballens vor der Ferse, natürlicher ist, wird teilweise sehr emotional geführt. Allerdings gibt es keine Studien, die belegen, dass der Ballengang Vorteile gegenüber dem Fersengang bietet. Der Bewegungsablauf beim Gehen sieht beim Fersengang wie folgt aus:

  • Verlagerung des Schwerpunkts nach vorne – Fallen nach vorne
  • Heben eines Beines und Aufsetzen der Ferse unter dem Körper
  • Abrollen von der Ferse bis zum Ballen unter dem kleinen Zeh
  • Belastung des gesamten Ballens bis zum großen Zeh
  • Das Knie wird nach vorne, bis vor die Zehenspitze geschoben
  • Abheben der Ferse zum nächsten Schritt

Ballengang, oder Fersengang?

Die Verfechter des Ballengangs argumentieren auf unterschiedliche Art und Weise. Einerseits wird angeführt, dass Kleinkinder den Ballengang praktizieren und erst später auf den Fersengang umstellen. Auch Naturvölker sollen im Ballengang laufen. Andererseits ermöglicht das Aufsetzen des Ballens, die Belastung von Knie und Hüfte zu reduzieren, da der Schritt mit der Wadenmuskulatur abgefedert wird. Auch wird empfohlen, die Finger in die Ohren zu stecken, während man einige Schritte im Fersengang geht. Das Aufsetzen des Fußes ist deutlich hörbar und ein Beleg für die hohen Kräfte, die auf das Skelett beim gehen wirken. Im Ballengang ist nichts zu hören. Tatsächlich lassen sich all diese Argumente leicht entkräften. So ist die Anatomie eines Kindes völlig anders, als bei einem Erwachsenen. Die Beine sind kürzer und der Oberkörper im Verhältnis schwerer. Auch belegen Videoaufnahmen, dass Natürvölker beim normalen Gehen, ebenfalls den Fersengang praktizieren.

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Gehen ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Es ist gesund, unterstützt den Blutkreislauf und führt uns nicht zuletzt auch in die Natur

Belastung

Dass die Belastung für die Gelenke beim Gehen sehr hoch sein kann, steht außer Frage. Ist die Schrittlänge so groß, dass man das vordere Bein gestreckt aufsetzt und der Fuß hinter der Ferse aufsetzt, dann ist das eine starke Belastung. Idealerweise wird die Schrittlänge so gewählt, dass man den Fettpolster unter der Ferse aufsetzt. Das sorgt für eine entsprechende Dämpfung. Aber auch beim Ballengang ist die Belastung für den Bewegungsapparat hoch. Hier kommen verstärkt Muskeln zum Einsatz, die den Schritt abfedern und den Körper stabilisieren. Die Frage nach dem richtigen Gang lässt sich daher nicht leicht beantworten. Fakt ist, dass die menschliche Anatomie für den Fersengang optimiert ist. Während die meisten Affen ein sehr kurzes Fersenbein haben und die Ferse nicht auf dem Boden aufliegt, wenn sie gehen, ist es bei Menschenaffen und beim Menschen so lang, dass der Fuß flach am Boden aufliegt. Auch versteinerte Fußspuren unserer Vorfahren belegen, dass der Fersengang schon immer die natürliche Fortbewegung des Menschen ist.

Natürlich gehen

Richtig gehen ist aber eine Kombination aus Fersen- und Ballengang. Wir wählen ganz automatisch und natürlich die richte Gangart. Beim Gehen auf verhältnismäßig ebenem Untergrund wählen wir den Fersengang. Ist der Untergrund uneben, dann tasten wir ihn ganz natürlich im Ballengang ab. Beim bergauf Gehen, oder beim Treppensteigen wählen wir ganz natürlich den Ballengang und auch wenn wir rückwärts, oder zu seite gehen, setzen wir zuerst den Fußballen auf. Diese Flexibilität sorgt für eine optimale Belastung und das Ausschöpfen unserer Möglichkeiten. Sich bewußt auf eine der Gangarten festzulegen und beispielsweise immer im Ballengang zu laufen, ist nicht natürlich und sorgt für hohe Belastungen. Allerdings gibt es rund um das Gehen noch einen Faktor, den man unbedingt berücksichtigen sollte. Unsere Schuhe.

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Schuhe dienen dem Schutz unserer Füße. Viel mehr muss ein Schuh eigentlch nicht leisten. Die Füße sind für die Belastungen beim Gehen gut vorbereitet

Schuhe

Die ersten Vorläufer unseren heutigen Schuhe entstanden wohl aus einer Not heraus. Unsere Vorfahren hatten kalte Füße, oder der Boden war so heiß, dass es unangenehm war, darauf zu laufen. Also wickelte man Felle als Kälteschutz um die Füße und Beine, oder baute die ersten Sandalen aus Blättern und anderen natürlichen Materialien. Die Schuhe sorgten für einen Schutz vor Verletzungen. Im Laufe der Zeit entstanden daraus die Formen von Schuhen, die wir heute kennen. Mehr, oder weniger hohe Absätze, die die Form des Fußes betonen und die Körperhaltung beeinflussen. Der Absatz soll aber auch den Schritt dämpfen, wenn wir die Ferse aufsetzen. Außerdem stützen sie den Fuß an verschiedenen Stellen. Speziell Laufschuhe sind wahre Wunderwerke der Technik und sorgen mit einer dicken Sohle für die notwendige Dämpfung. Schließlich wirkt beim Laufen bei jedem Schritt das zwei- bis dreifache des Körpergewichts auf den Fuß.

Barfußschuhe

Die Technik, die in manchen Schuhen steckt, ist aber auch die Ursache für neue Probleme. Jeder Fuß ist anders und verhält sich beim Laufen auch anders. Trägt man den falschen Schuh, der an der falschen Stelle unterstützt, kann das Fehlstellungen begünstigen. Allerdings ist unser Bewegungsapparat tatsächlich sehr gut durchdacht und auch ohne moderne Werkstoffe in der Lage den Bewegungsablauf beim richtigen Gehen wegzustecken. Basierend auf dieses Wissen scheint es optimal, Barfuß zu laufen. Das stärkt die Muskulatur in den Füßen und Beinen und entlastet Knie und Hüfte. Da es aber im Alltag nicht gern gesehen wird, wenn man Barfuß läuft und man außerdem Schmutz und Verletzungen ausgesetzt wäre, sind Barfußschuhe die beste Alternative. Das Prinzip ist sehr einfach. Barfußschuhe kommen ohne aufwändige Unterstützung des Fußes aus. Sie sind so weich, dass man sie einrollen kann und bieten dem Fuß ausreichend Platz an den Seiten und an der Vorderseite. Das wichtigste Merkmal der Barfußschuhe ist allerdings, dass sie keine Sprengung aufweisen.

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Ganz automatisch verwenden wir den Ballengang, wenn wir Treppen steigen

Absätze

Als Sprengung bezeichnet man die Höhendifferenz zwischen Ferse und Vorderfuß. Sie wird auch durch einen Absatz erreicht. Damit steht man mit der Ferse höher, als mit den Zehen. Das hat große Auswirkungen auf den gesamten Körper. Man steht mit leichter Vorlage und muss die Höhendifferenz ausgleichen. Bei hochhackigen Schuhen ist das auch das Ziel. Die Frau hält sich insgesamt gerader und streckt das Gesäß nach hinten. Der Bauch wird flacher und die meist schmalen Absätze wirken wir eine Verlängerung der Wade. Dass das Tragen solcher Schuhe gesundheitliche Auswirkungen hat und eine starke Belastung für den Körper darstellt ist mittlerweile bekannt. Aber auch weniger hohe Absätze, etwa in Herrenschuhen, haben denselben Effekt. Barfußschuhe kommen ohne Sprengung aus. Der Fuß steht eben auf dem Untergrund und nur eine dünne, weiche Sohle liegt zwischen dem Fuß und dem Boden.

Kinderschuhe

Im Bereich der Kinderschuhe kann man sehr viel falsch machen. So hielt sich lange die Meinung, dass Lauflernschuhe für Kinder möglichst hart und unflexibel sein müssen. Auch kaufen die meisten Menschen zu kleine Kinderschuhe. Shops, die sich auf Barfußschuhe spezialisieren, bieten auch eine große Auswahl an Barfußsschuhen für Kinder. Einen solcher Shop in dem man durch Barfußschuhe Kinder dazu bringen möchte, richtig zu gehen und das Bewußtsein für den Stellenwert von Schuhen zu schaffen, findet man unter naturfuss-shop.de. Dass es der Betreiberin ein Anliegen ist, den Kindern die richtigen Schuhe zu verkaufen, erkennt man an den umfangreichen Hintergrundinformationen. Man erfährt wie Kinderfüße richtig vermessen werden und kann auf Basis der Messung die passenden Schuhe finden. Tatsächlich ist es sehr wichtig, die Schuhe nicht zu klein zu kaufen. Der Kinderfuß braucht bei jedem Schritt Spielraum für die Zehen.

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Kinderfüße sind flexibel, aber auch anfällig für falsche Belastungen. Studien zeigen, dass die meisten Kinder zu kleine Schuhe tragen

Plus12

In einer Stichprobe in Helsinki wurde 2015 bei 390 Kindern zwischen 1 und 10 Jahren die Größe der Schuhe vermessen. Das erschreckende Ergebnis zeigte, dass nur jedes vierte Kind passende Schuhe trug. 25,4% der Schuhe waren passend. 9% waren zu lang und mit 65,6% waren zwei Drittel der vermessenen Schuhe zu klein. Bei einer Österreichischen Studie aus dem Jahr 2001, bei der die Schuhe von 858 Kindern vermessen wurden, waren sogar 69% der Straßenschuhe und 88% der Hausschuhe zu kurz. Noch erschreckender war aber die Erkenntnis, dass lediglich 3% der vermessenen Schuhe die Größe hatten, die angegeben war. Die Forschergruppe entwickelte als Folge dieser Studie ein eigenes Messgerät, das das Vermessen der Länge von Kinderfüßen und Kinderschuhen ermöglicht. Der Name Plus12 steht für 12 Millimeter, die ein Kinderschuh größer sein muss als der Fuß, um nicht als zu klein zu gelten. Der Fuß arbeitet bei jedem Schritt und braucht dafür Spielraum. Kinder sind sehr anpassungsfähig und rollen ihre Zehen ein, wenn sie zu wenig Platz haben. Es ist daher fast unmöglich, ohne Messung die passenden Schuhe zu kaufen.

Schuhe

Schuhe sind ein Teil unserer Kultur. Allerdings ist die Entwicklung der letzten Jahrhunderte teilweise in eine falsche, eine gesundheitsschädliche Richtung gegangen. Tatsächlich braucht unser Fuß keine übermäßige Unterstützung, sondern ist für seine Aufgabe bestens vorbereitet. Zusätzliche Dämpfung, eine Sprengung und starker Seitenhalt sind daher nicht erforderlich. Es macht Sinn, die Sohle vor Verletzungen zu schützen und den Fuß vor Verschmutzung, Kälte und Hitze zu schützen. Viel mehr muss ein Schuh aber nicht leisten. Barfußschuhe sind eine gesunde Alternative und machen speziell bei Kindern viel Sinn. Oft werden die Barfußschuhe in Zusammenhang mit dem Ballengang gebracht. Diese Gangart ist, anders als ihre Befürworter oft behaupten, nicht natürlich. Beim richtigen Gehen setzen Menschen die Ferse als erstes auf. Trotzdem gehört auch der Ballengang zum Repertoire unserer Bewegungsabläufe. Welcher Gang zum Einsatz kommt, entscheidet unser Körper ganz spontan und zuverlässig richtig. Sieht man sich die Entwicklung der Statistiken zu Verletzungen beim Laufen an, dann wird deutlich, dass die Dämpfung in modernen Schuhen keinen Vorteil bringt. Barfußschuhe, oder zumindest flache Schuhe, ohne hohe Absätze, sind also eine gute Entscheidung.