Eltern – grüninfiziert durch die eigenen Kinder?

Wenn man ausnahmsweise nicht in der Stimmung wäre sich in die eigene Tasche zu lügen, würden viele grüne Eltern schnell feststellen das sie gar nicht so grün wären, wären sie keine Eltern.

So auch ich. Früher musste mich der häufig unwillkommene Besuch unter McD & Pizzakartonagen suchen. Achtlos warf ich halbfunktionierende Gegenstände voll toxischer Inhaltstoffe zwischen die Batterien und die „Unter-10-Pfennig“-Münzen einfach in die Restmülltüte, von der ich nicht einmal wußte das es eben eine solche sein soll, da es die einzige Vorhandene war. Im Gegensatz zum Portmonnaie stets prall gefüllt konnte ich diesen dann statt hippem Sitzsack wenigstens als sich ergonomisch anpassende Gesäßunterlage anbieten . Bio war für mich Wohlstands-Verarsche und ich aß mindestens einmal die Woche ein Fertigfisch (!)-Gericht und wenn mir jemand sagte das die Meere so langsam leegefischt seien, bot ich als passenden Rahmen noch ein paar Fischstäbchen an.

ffwd: Freundin, Liebe, echtes Kochen, ungeschützte Romantik, dicker Bauch, Hochzeit (Eheringe Hamburg), Kind. Bamm.

Auf einmal nahm die Anzahl biologisch-dynamisch hergestellter Waren im Kühlschrank immer mehr zu, zumindest fürs Baby musste es giftfrei sein, was ich zwar für einen Luxus hielt den wir uns nicht leisten konnten, aber zum Glück fragt ja niemand die Väter. Zum Glück.

Jedenfalls kamen uns wohl ähnliche Gedanken wie vielen anderen Eltern. Bspw. in was für einer Welt unsere Kinder den wohl einmal leben sollen. Man sieht schließlich selten gut gedeihende, vor Kraft strotzende Pflanzen in stinkenden, einbetonierten Müllbergen hochwachsen. Und so führte wohl ein Bewußtseinswandel zum Nächsten und der einigermaßen intelligente Mensch hat wohl kaum eine andere Wahl als sich in den ungleichen Kampf mit seinem, vom Wohlstand zum zerbersten fettgefressenen inneren Schweinehund zu begeben. Die Einen tränken ihre Lanze in giftigem Moralin bevor sie zustechen, die Anderen stochern lustlos ein wenig an der Schweinsnase herum und Leute wie ich stechen zwar zu, aber schauen mit Reue auf das wehleidig verendende Tier, nicht ohne Freude wenn man merkt das es doch noch nicht ganz tot ist und noch ein wenig zuckt.

So ging und geht es vielen Eltern wohl so das sie indirekt von ihren, noch nicht einmal der Sprache bemächtigten Kindern zu heeren Umweltschützern erzogen werden. Punkte bei denen viele unserer Gattung allerdings dann wieder fünfhundert Augen zudrücken, könnten wie folgt aussehen: Feuchttücher, Windeln, Unnötiger Plastikkram da „hygienischer“, Spielzeug, SPIELZEUGKLEINKRAM, Geburtstagsfeierservietten, Faschingskostüme, sysiphusianische Anschaffung neuer Bekleidungsstücke, mit dem Auto allerlei Ziele anfahren wie Kindertheater, Wochenendeinkäufe, Kindergarten, Ausflüge; Die Anschaffung von Kuscheldecken, Bilderbüchern, neuen Kinderwägen, neuen Kindersitzen, neuen Kinderfahrrädern, Bobby-Cars, Alu-Laufrädern, NESTLE-EIS!, Bastelzeug, die Liste könnte unendlich weiter ausgeführt werden.

Um es fazitiesk zusammenzufassen: Wir sind Umweltschweine, bekommen Kinder, geloben Besserung um unseren Kindern die Welt (oder das was davon übrig ist) einigermaßen funktionstüchtig zu übergeben, werden grün, doch die Pflege und Erfüllung der Wünsche unserer eigenen Kinder wiederum veranlasst uns dazu die gerade neu gewonnenen Erkenntnisse und deren Resultate kurzfristig wieder über Bord zu werfen um ein sauberes, tränenfreies, gesellschaftstaugliches Kind zu haben. Die Gretchenfrage die sich nun zum Schluss dieses etwas ziellos wirkenden Elaborates stellt ist die Folgende: Wie hätten wir weniger Müll produziert? Als Umweltsaulus ohne Kinder oder als Paulus in Spe mit großem Minus aufgrund der Kinder?

Dieser Satz dient nur dazu den obigen Text nicht allzu pathetisch mit einer Fragestellung enden zu lassen.