Sehr entspannt weil völlig übermüdet trafen wir gestern Abend auf der Konferenz in Frankfurt ein. Ich muss zugeben ich habe alles erwartet: profilneurotische Blogger, halbesoterische NewAge-auf-den-Sack-geher und aufgedrehte Wohlstands-Lifestyler mit ins Haar gesteckter Sonnenbrille. Erfüllt wurde nur eines dieser Klischees. Alle anderen erwiesen sich als bösartige Vorurteile meinerseits und wurden revidiert.
Gleich zu Beginn wurde man Dr. Hauschka-Täschchen begrüßt was die Damenwelt in Verzückung geraten lies und diese schon einmal wohlwollend auf den Abend einstimmte. Die ersten Kontakte waren schnell geknüpft, in Barnähe lernte ich gleich Horst Klier kennen und auch Klaus-Peter Baumgard gesellte sich schnell dazu. Mir wurde einmal mehr klar wie facettenreich das Themenfeld der Lohas ist, nur diesmal in ganz realer Gesprächssituation anstatt über das Lesen von Blogs mit zeitverzögerten Kommunikationsmöglichkeiten. Interessant und horizonterweiternd, so würde ich die Gespräche die mit Menschen verschiedenster Coleur diesen Abend stattfanden beschreiben.
Die Konferenz begann und Herr Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut stellte die Beobachtungen der Trendforschung auf das Phänomen LOHAS genauso imposant wie rasant dar. Es mag mich dörflich-naiv erscheinen lassen, aber es hat mich stark beeindruckt in wie weit gesellschaftliche Strömungen und deren Herkunft erfassbar sind und wie genau man da klassifizieren kann. Glücklicherweise wurde dabei auch deutlich das der Lohas-Gedanke als eine neue Geisteshaltung anstatt einer Zielgruppe wahrgenommen wird. Insgesamt ein sehr spannender Anriss aus dem Blickwinkel der Wirtschaft auf das Phänomen. Ich nehme an das in den Chefetagen der Marketingabteilungen ein dicker Wälzer mit einer weitaus ausführlicheren Version des hier angesprochenen Vortrages liegt und zu suggestiven Werbebotschaften verwurstet wird, aber immer gut so viele Seiten wie möglich kennen zu lernen.
Als zweiter[Selbstzensur – auch wenns schwer fällt}
Danach folgte ein Beitrag von Andrea Nienhaus über Nachhaltiges Design. Ein schwieriges Thema, das es schwer hatte sich in den allgemeinen Themenkonsens des Abends einzureihen und auch sonst schwer verdaulich war. Es wurde bezaubernd visualisiert, mit tollen Präsentationen nur der Vortrag war leider zu „verkopft“. Zu wenige freie Rede zuviel Schulbuch-Theorie und zu wenig konkret-alltäglicher Praxisbezug, so empfand ich den Vortrag leider. Das heißt nicht das er schlecht war, er starb einfach an der verbalen Präsentation. Die Fragmente die mir meine Aufmerksamkeit simultan übersetzen konnte gefielen mir inhaltlich ausgesprochen gut und fand ich wirklich hochinteressant, aber es fielen viele Sätze die ich erst einmal 2-3 Mal in Ruhe hätte lesen müssen um sie zu verstehen. Mag sein das das an meinem bildungsfernen Ghettobackground liegt, den mein zu Hause war stets die Straße und nicht der Hörsaal.
Spaß beiseite. Die Pause war erfrischend, endlich mal Herrn Harrach und Herrn Grimm ganz persönlich kennen gelernt und mich mit halbbetrunkenem Gelalle zum Idioten gemacht. Auch ein Punkt der seltsamerweise immer wieder in meiner Lebensbiographie auftaucht.
Der Pause folgte dann der Beitrag von Herrn Grimm welcher auflockernd, professionell und in einigen Auszügen eine Lesung seines Buches war. Authentisch locker und so sympathisch das es fast weh tat präsentierte er Fakten, die nicht träumerisch- idealistisch durch den Raum wabberten, sondern Dinge aufgriffen die einigen von uns auf der Seele brannten. Dinge über die sich viele in dieser grünen Epoche Gedanken machen. Beispielsweise die Fragen zu stellen „Dürfen die das?“ bezogen auf Firmen die momentan fließbandmäßig vom Saulus zum Paulus mutieren und andere ethisch-motivierte Hintergrundgedanken.
Die Podiums / Publikumsdikussion war spannend, wurde jedoch durch gewisse hochfrequente, stark schlagwortbelastete Einwürfe empfindlich gestört. Die Publikumstatements und Einwürfe, die spürbaren Richtungen ect. waren hochinteressant auch Fred Grimm und Frau Nienhaus brachten interessante Beiträge. Diesen Part des Abends fand ich am spannendsten, denn hier kamen sie alle zu Wort: Diejenigen die nie von LOHAS gehört hatten, die Optmisten, Realisten, Pessimisten und irgendwie war alles dabei – außer und das freut mich persönlich am meisten den allesvernichtenden Dogmenschleudern. Und so blieb es spannend bis ich merkte das der Zug bald losfährt.
Fazit / Resümee /Zusammenfassung / Quintessenz
Es war ein toller Abend, der mich ganz besonders dankbar für die Möglichkeit des Austausches gemacht hat. Es hat Spaß gemacht Gleichgesinnte zu treffen und ihre Erlebnisse aus der Praxis, sprich dem alltäglichen Wahnsinn zu lauschen. Die Beiträge waren in der Essenz gut und vor allem waren die Themenfelder für eine erste einleitende Konferenz perfekt ausgewählt und abgestimmt. Für folgende Veranstaltungen würde ich mir wünschen auch mal über den Konsum hinauszublicken, Praxismöglichkeiten für den Alltag anzubieten um ein nachhaltigeres Leben zu vereinfachen oder damit anzuregen, denn wie ich aus einigen Beiträgen geschlossen habe kann ein ethischer Konsum bei gleichbeibender Konsumquantität auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es führt wohl kein Weg am unbequemen Pfad vorbei, welcher, ich sage es mal ganz vorsichtig, mit einer gewissen Einschränkung der alltäglichen Gewohnheiten verbunden ist.
Bleibt nur zu sagen Danke Christoph! und bis zum nächsten Mal. Meine Hochachtung an dich. Du bringst Großes zustande.