Handmade-Schrott statt Ikeamist

Ich gehöre zu der Sorte Mensch die sich selbst (ohne arrogant klingen zu wollen) eher den geistigen Tätigkeiten zuschreibt als den Handwerklichen. Umso größeren Respekt habe ich davor. In unserer Wohnung voll windschief angebrachter Bilder & Regale und einer halbfertig gebauten Einbauküche erzittern die anderen Familienmitglieder wenn ich einen Hammer in die Hand nehme (Hoffentlich liest diesen Beitrag keiner von den Möbelmachern…), nichtsdestotrotz wurden Stimmen laut – bzw. eine weibliche Stimme wir bräuchten dringend ein Schuhregal, nicht auszuhalten wie bei uns die Fußbekleidungsstücke in allen Himmelsrichtungen umherfahren würden und in der Tat so ein Schuhregal würde einiges an Ordnung in den Flur bringen.

Diskussionen ob dieser kleinbürgerliche Ordnungssinn ein Relikt deutscher Nazivergangenheit sei wurden abgeblockt und in Anbetracht meiner handwerklichen Fähigkeiten wurden Stimmen laut – bzw. eine weibliche Stimme – wir sollten ausnahmsweise ein Ikea-Schuhregal kaufen. Laut protestierend sträubte ich mich dagegen und führte an wie schrecklich es denn sei das ich jegliches Gefühl fürs Handwerk verloren hätte – nur weil alles immer so billig im Ikea zu haben sei – ich werde selbst eines herstellen, mir das verloren gegangene Wissen wieder aneignen und so dem billig-billig-Ikea-Druck trotzen. Kann ja wohl auch nicht so schwer sein, so ein popliges Schuhregal. Also zwei Vierkanthölzer und Regalböden in sexy Fichte-Natur rausgekramt (was tut man nicht alles…), ein neues Sägeblatt eingespannt und ran an den Speck.

Schon der erste Schnitt wurde schief, der zweite noch schiefer und vom dritten, vierten usw. will ich gar nicht sprechen… Am Schluss musste alles mit roher Gewalt aneinandergedrückt werden. Ich völlig schweißgebadet und fluchend dabei irgendwelche Winkel und schrauben reindrehend und nur ein Gedanke der in meinem Kopf zirkuliert „Es kann doch nicht so schwer sein, so ein kleines Schei*-Regal“, meine Frau gibt mir gute Tips, für dich ich zu stolz bin um sie zu befolgen um hinterher wieder demütig zu beteuern das sie ja Recht gehabt hätte.

Trotz allem steht es nun, das Schuhregal und es erfüllt seinen Zweck. Schöne saubere Handwerksarbeit ist es nicht geworden, aber wir sind einmal mehr den gierigen Klauen der Ikea entkommen. Allein deshalb bin ich ein klitzekleines bisschen Stolz.

Und so sieht es aus:

selbstgebauter_schuhschrank