Herzig und mit einem offenen Blick in die Augen – so werde ich im Alnatura beraten. Keine schlecht gelaunten Verkäufer die einen bei der Frage nach dem Standort der Pastinaken anraunzen, so das man sich vorkommt wie ein kleiner Schuljunge der mit Eselsohrenmütze in die Ecke geschickt wird, keine lauten Mikrofone die mit frustierter Bardamen-Stimme „STORNO“ durch die Boxen plärren das Membrane reißen. Nein, hier geht es ruhig und gediegen zu im sanften Licht des Biotempels. Auch beim Bäcker steht man geduldig da und wartet mit dem gütigen Lächeln Buddhas wenn die Vorderfrau mit gefilztem Klopapierrollenschoner auf dem Kopf und Nordic Walking – Stäben unter den Armen wehrlosen Kindern Augen auspiekt und sich alle Zutaten des Krebsbacher Urkeimbrotes und deren Verarbeitung erklären läßt.
Es ist schon ein fluffiges Einkaufsgefühl wenn man sich in die sichere Konsumzone begibt und nach all dem Shoppingstress zwischen dem ganzen Prekariat (neudeutsch für Pack, respektive Abschaum) auch mal einen Rückzugspunkt gönnt. Hier kann Ulrike (für Freunde: „Ulli“) noch ihren kleinen Racker Jean-Pascal in Ruhe Rote Rüben abzählen lassen während sie das levitierte Wasser sucht, ohne Angst haben zu müssen er werde gleich von einem dieser Hartz4 – Menschen geklaut.
Das trotz stetig steigender Umsätze in manchen Filialen auf einmal alle Aushilfskräfte fristlos gekündigt wurden fällt zwischen all dem kuscheligen Flausch gar nicht auf.