Was muss man alles über Fliesen wissen?

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Es gibt Entscheidungen, mit denen muss man durchaus länger leben, als mit anderen. Schafft man etwas Teures an, dann ist es nicht einfach, es auszutauschen. So kann es durchaus vorkommen, dass man sich ein paar Jahre über das aktuelle Auto ärgert. Eine andere Kategorie von Entscheidungen, mit denen man langfristig leben muss, sind feste Einbauten. Wer ein Haus plant, sollte sich sehr gut überlegen, wie die Zimmer geschnitten sein sollen und wo die Fenster positioniert werden. Ist erst einmal der Mörtel getrocknet, lässt sich so etwas nur mit sehr viel Aufwand korrigieren. Eines der Dinge, die man fest mit dem Gebäude verbindet, sind Fliesen. Die meist rechteckigen Steinplatten werden mit speziellem Kleber an Boden und Wand fixiert und sind dazu gedacht, dort mehrere Jahrzehnte zu bleiben. Bevor man sich also für eine Fliese entscheidet, sollte man sich mit dem Thema genau auseinandersetzen. Was muss man alles über Fliesen wissen, lautet die Frage, die man sich als Erstes stellen sollte. Dieser Beitrag soll darauf die Antworten geben, die beim Fliesenkauf vor Fehlern schützen.

Fliesen Know-How

Fliesen sind ein Thema, mit dem sich die wenigsten Menschen auseinandersetzen. Dabei haben Fliesen mehr Eigenschaften, als man auf den ersten Blick denken könnte. Viele davon sind entscheidend für ihre Funktion. Hier eine Liste, der Dinge, die man über Fliesen wissen muss, bevor man sich für sie entscheidet:

  • Material – Steingut, Steinzeug, Feinsteinzeug, Andere
  • Größe und Kalibernummer
  • Dicke
  • Rektifiziert, oder nicht rektifiziert
  • Oberfläche – Glasiert, Abriebfestigkeit, Rutschfestigkeit
  • Farbe und Brandfarbennummer

Material

Fliesen bestehen im Wesentlichen aus Ton und verschiedenen Erden. Die Materialien werden in unterschiedlichen Verhältnissen gemischt und gebrannt. Dabei entstehen unterschiedliche Eigenschaften, wie Wasseraufnahme der Fliese, oder Rauheit der Oberfläche.

Steingut

Aus Steingut werden die günstigsten Fliesen hergestellt. Ton, Feldspat und Quarz wird mit anderen Mineralien vermischt und bei 970 bis 1.300° Celsius gebrannt. Steingut ist in der Herstellung günstig, hat aber eine hohe Wasseraufnahme. Daher ist es für den Außenbereich, aufgrund der Gefahr von Frostschäden, nicht geeignet. Auch im Badezimmer muss man vorsichtig sein. Steingut eignet sich gut für Wandfliesen. Es ist verhältnismäßig weich und kann problemlos angebohrt werden. Die Oberfläche wird durch eine Glasur, die bei 100° Celsius gebrannt wird, wasserundurchlässig.

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Fliesen lassen sich unterschiedlichen Varianten verlegen. Ein Mosaik aus unförmigen Fliesen ergibt einen ganz eigenen Eindruck

Steinzeug

Bei der Herstellung von Steinzeug kommen Tonerden mit einem hohen Anteil an Metalloxiden, wie Eisenoxid und Aluminiumoxid zum Einsatz. Steinzeug wird bei 1.200 bis 1.300 Grad gebrannt und sehr hart. Steinzeug zeichnet sich durch eine geringe Wasseraufnahme aus, ist also auch für den Außeneinsatz geeignet. Außerdem hält es hohen Beanspruchungen stand. Steinzeug wird in der Regel glasiert.

Feinsteinzeug

Feinsteinzeug unterscheidet sich vom Steinzeug durch die Zusammensetzung. Es ist auch unglasiert wasserfest und sehr hart. Feinsteinzeug eignet sich hervorragend für den Außenbereich. Seine hohe Abriebfestigkeit macht es zum idealen Bodenbelag, der auch bei starker Beanspruchung optisch nicht leidet.

Andere

Fliesen gibt es grundsätzlich aus verschiedensten Materialien. Das bekannteste Material ist Terracotta. Die unbehandelten tonfarbenen Fliesen sind sehr porös und nehmen daher viel Wasser auf. Sie sind für den Außenbereich nicht geeignet. Es gibt Fliesen aber auch aus PVC, oder Glas, sowie aus Stein. Je nach Einsatzort empfiehlt es sich, die Eigenschaften des jeweiligen Materials genau zu prüfen.

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Durch die Technik des Verlegens kann man die Wirkung des Raumes maßgeblich beeinflussen

Größe und Kalibernummer

Fliesen gibt es in unterschiedlichen Größen und Formen. Im Normalfall sind sie rechteckig, häufig quadratisch. Die Größe der Fliesen hat keine unmittelbare Auswirkung auf die Eigenschaften. Kleine Fliesen aus Feinsteinzeug sind genauso wasserfest, wie große. Der Unterschied liegt in der Wirkung. Kleine Fliesen können in Mustern verlegt werden. Der häufige Wechsel zwischen Fliese und Fuge sorgt für mehr Unruhe, als große Fliesen. Verlegt man sehr große Fliesen, ergibt sich ein homogenes Bild. Schmale Fugen unterstreichen den Eindruck zusätzlich. Außerdem ist der Aufwand für die Verlegung bei kleinen Fliesen deutlich höher, als bei großen.

Die Größe wird in Zentimetern, oder Millimetern angegeben. Allerdings ist diese Größenangabe nur zusammen mit der Kalibernummer aussagekräftig. Fliesen sind ein Naturprodukt, dessen Eigenschaften gewissen Schwankungen unterworfen sind. So sind die fertigen Fliesen nicht alle exakt gleich groß. Sie werden dann nach ihrer Abweichung sortiert und mit einer Kalibernummer versehen. Die Kalibernummer 0 gibt an, dass die Fliesen dem angegebenen Maß sehr genau entsprechen. Die Werte 1-3 bedeuten größere Fliesen, 4 -9 zeigen an, dass die Fliesen kleiner sind. Kauft man mehrere Kartons, muss auf die Kalibernummer geachtet werden. Speziell, wenn man Fliesen nachkaufen muss, wird die Kalibernummer besonders wichtig!

Dicke

Fliesen gibt es in unterschiedlichen Stärken. Die dünnsten Fliesen sind etwa 8 mm dick. Die dicksten Fliesen können bis zu 2 cm dick sein. Im Regelfall liegt die Dicke aber bei 10 bis 12 mm. Grundsätzlich sind dickere Fliesen stabiler und schwerer. Sie eignen sich daher in erster Linie als Bodenfliesen. Als Wandfliesen können sie zu schwer sein. Bei der Entscheidung über die Dicke der Fliesen muss man bedenken, wie viel Höhe zur Verfügung steht. Der Fliesenkleber nimmt zusätzliche 3-8 mm in Anspruch. Relevant ist die Höhe der Unterkante der Tür, oder die Höhe anderer angrenzender Bodenbeläge. Wählt man die richtige Dicke, kann man Kanten innerhalb der Räume, oder von Raum zu Raum vermeiden.

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Kleine Fliesen ermöglichen auch, einen unebenen Boden zu verfliesen

Rektifiziert, oder nicht rektifiziert

Fliesen sind ein Naturprodukt, das Unebenheiten und Ungleichmäßigkeiten aufweist. Besonders bei der Kante wird das relevant. Eine gebrannte Fliese hat eine Kante, die nicht exakt gerade ist. Die Kante ist etwas gewölbt, oder schräg. Um eine perfekte 90°-Kante zu erreichen, wird die Fliese rektifiziert. Dabei werden die Kanten so bearbeitet, dass sie exakt senkrecht stehen. Dadurch sind die Fliesen exakt gleich groß und man kann sie mit einem sehr geringen Abstand verlegen. Dabei sollte man auch rektifizierte Fliesen niemals ohne Fuge verlegen. Eine Fugenbreite von 2 mm ist das Minimum, um den Fliesen Spielraum für Bewegung und temperaturbedingte Verformungen zu geben. Andernfalls kann es leicht zu Schäden in den Fliesen kommen.

Oberfläche

Feinsteinzeugfliesen sind auch unbehandelt wasserabweisend. Sie sind sehr hart und halten auch jahrelanger intensiver Belastung stand. Im Normalfall werden Fliesen aber glasiert. Damit erhalten sie Farben, oder Dekors und eine makellose glatte Oberfläche.

Glasiert

Die Glasur hat den Zweck, Fliesen wasserunempfindlich zu machen. Sie sorgt für eine spiegelglatte Oberfläche, die leicht gereinigt werden kann. Trotzdem hat die Fliese weiterhin dieselben Werte für Wasseraufnahme. Eine glasierte Steingut-Fliese ist also trotz Glasur nicht für Feuchträume, oder den Außenbereich geeignet.

Abriebfestigkeit

Steingut ist verhältnismäßig weich. Unglasierte Steingut Fliesen sind daher als Bodenbelag nicht geeignet. Wird ein Boden regelmäßig beansprucht, reiben Schmutz und Sandpartikel unter den Fußsohlen nach und nach die Oberfläche ab. Je nach Einsatzort muss man also auf eine entsprechende Abriebfestigkeit achten. Die Abriebfestigkeit wird in 5 Gruppen unterteilt.

  1. Abriebgruppe: geeignet für leichte Beanspruchung, z.B. Abstellraum
  2. Abriebgruppe: geeignet für leichte bis mittlere Beanspruchung, z.B. Lagerraum
  3. Abriebgruppe: geeignet für leichte bis mittlere Beanspruchung, z.B. Toilette
  4. Abriebgruppe: hohe Beanspruchung, z.B. Badezimmer, oder Flur
  5. Abriebgruppe: höchste Beanspruchung, z.B. Garage

Rutschfestigkeit

Auch die Rutschfestigkeit spielt überall dort, wo man barfuß unterwegs ist, eine Rolle. In Kombination mit Feuchtigkeit, also etwa im Badezimmer, oder neben dem Pool, wird es besonders wichtig, dass die Fliesen rutschfest sind. Grundsätzlich gilt, dass unglasierte Fliesen eine rauere Oberfläche haben und daher rutschfester sind, als glasierte. Aber auch für die Rutschfestigkeit gibt es eine Norm. Fliesen werden in Rutschfestigkeitsklassen eingeteilt. Eine Norm gibt Auskunft darüber, bis zu welchem Winkel man auf einer öligen Fliese mit Schutzschuhen noch Halt findet.

  • R9 – 6°-10°
  • R10 – 10°-19°
  • R11 – 19°-27°
  • R12 – 27°-35°
  • R13 – 35° und mehr Grad

Speziell bei Fliesen im Außenbereich muss man auf die Rutschfestigkeit achten. In Feuchträumen, also in der Küche, dem Bad und dem WC gibt es eine andere Norm. Hier wird mit einer Versuchsperson ermittelt, bis zu welcher Neigung sie barfuß auf einer mit Seifenlauge benetzten Fliese stehen kann, ohne auszurutschen.

  • A – 12° und mehr Grad – z.B. Küche, oder WC
  • B – 18° und mehr Grad – z.B. Bad
  • C – 24° und mehr Grad – z.B. Einstieg ins Pool
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Das Verlegen von Fliesen muss gelernt sein. Je kleiner die Fliesen sind, umso höher ist der Aufwand

Farbe und Brandfarbennummer

Schließlich ist die Farbe, oder das Dekor der Fliese eine wichtige Eigenschaft. Bei kleinen Fliesen kann man mit den Farben spielen, ein Muster legen, oder eine farbige Abschlusskante fliesen. Ansonsten orientiert man sich bei der Farbe am eigenen Geschmack. Entscheidet man sich für farbige Fliesen, muss man auch die Brandfarbennummer im Auge behalten. Wie schon bei der Kalibernummer trägt auch die Brandfarbennummer der natürlichen Schwankungsbreite des Naturprodukts Fliese Rechnung. Abweichungen der Farbe werden in der Brandfarbennummer festgehalten. Wichtig ist, dass alle Kartons dieselbe Brandfarbennummer aufweisen. Andernfalls kommt es zu sichtbaren Farbunterschieden, die das Endergebnis deutlich beeinträchtigen können.